New Work in der Leistungsgesellschaft
Das Prinzip Leistung prägt unsere Gesellschaft. In der Schule, im Beruf und oft auch im Privaten dreht es sich oft darum, wer besser ist als andere. Nicht umsonst sprechen wir von einer Leistungsgesellschaft. Damit meinen wir, dass wir uns (nur) anstrengen müssen, um erfolgreich zu sein. Und das Leistung belohnt wird. Wer nichts leistet, hat keinen Anspruch auf (Be)Lohn(ung). Das klingt erstmal nachvollziehbar und vernünftig.
Leider hinkt das Konzept an vielen Stellen. Nicht jede*r kann gleich viel leisten. Wir Menschen sind unterschiedlich. In unserem Können, unserem Wissen und unserer Herkunft. Und die spielt in Bezug auf Wissen und Können in unserer Gesellschaft eine wesentliche Rolle. Kinder von Akademiker*innen werden beispielsweise wahrscheinlicher wieder Akademiker*innen, als Kindern von Menschen aus anderen Bildungsschichten.
Viele Einflüsse prägen unsere Leistungsfähigkeit
Auch sind wir unterschiedlich leistungsfähig abhängig von unserer Lebenssituation. Wer ausgeruht und gut ernährt ist, kann mehr leisten als jemand, dem es daran mangelt. Und das sind nicht wenige Menschen in unserem reichen Land. Auch die Lebensphase spielt eine Rolle – wer Eltern mit Kleinkindern oder pflegende Angehörige in seinem Bekanntenkreis hat, weiß wovon ich spreche. Und drittes geht das Leistungsprinzip davon aus, dass wir körperlich und geistig alle gleich leistungsfähig sind. Auch das ist nicht der Fall.
Die Folge draus ist, dass diejenigen unter uns, die eine gute Bildung genossen haben, in gesicherten Verhältnissen leben, körperlich und geistig gesund sind, einen Vorsprung vor allen anderen haben. Und das ist weder fair noch gerechtfertigt. Denn es ist kein Verdienst, eine gute Bildung ermöglicht bekommen zu haben, gut situierte Eltern zu haben und gesund zu sein. Sondern Zufall. Oder Glück.
Selbstverantwortlich aber nicht sich selbst überlassen
Auch ich bin der Meinung, dass jede*r selbst dafür verantwortlich ist, etwas aus seinem*ihrem Leben zu machen. Gleichzeitig sollten wir uns dessen bewusst zu sein, dass es ein Privileg ist leistungsfähig zu sein. Das uns jederzeit abhanden kommen kann. Durch Krankheit oder andere widrige Umstände. Für mich gibt das den Anstoß darüber nachdenken, ob eine Gesellschaft in der persönlicher Erfolg zu einem guten Teil vom Zufall abhängig ist, gerecht ist. Denn das wird meiner Meinung nach oft suggeriert, wenn von der Leistungsgesellschaft die Rede ist.
Bewusste Auseinandersetzung mit dem Privileg Leistungsfähigkeit
In der Neuen Arbeitswelt sollten wir uns bewusst mit diesem Privileg auseinandersetzten. Und davon Abstand nehmen andere abzuwerten, weil sie dieses Privileg nicht innehaben. Sondern auf Ebene der Gesellschaft nach klugen und innovativen Lösungen suchen, wie wir Leistungsfähigkeit allen zugänglich machen, die es wollen. Und die integrieren, die es nicht haben oder haben wollen. Denn auch das ist für mich New Work.