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Führen in Teilzeit,  HR-Wissen

#10 Führung in Teilzeit und Gehalt

Es geht um das Tabuthema schlechthin: Das liebe Geld – und warum das Thema Gehalt bei Führung in Teilzeit so wichtig ist.

Du erfährst, warum ein anteiliges Gehalt bei Führung in Teilzeit oft nicht das beste und fairste Modell ist und wie alternative Modelle aussehen können. Du nimmst mit, wie du dich auf die Verhandlung mit deinem Arbeitgeber am besten vorbereitest und so zu einer für dich zufriedenstellenden Vergütung kommst.

Denn seien wir mal ehrlich: Es gibt nichts Blöderes als zwischendrin irgendwann das Gefühl zu bekommen, dass man eigentlich nicht angemessen bezahlt wird für das, was man tut…

 Das Wichtigste in Kürze

  • Es gibt drei wichtige Varianten der Vergütung von Teilzeit-Führungskräften: Teilzeit mit anteiliger Vergütung, Teilzeit mit Vollzeit-Vergütung und Vollzeit bei Teilzeit-Bezahlung.
  • Eine Bezahlung auf Stundenbasis, die den Aufgabenumfang nicht beachtet, ist unfair, unlogisch und nicht mehr zeitgemäß. Teilzeit-Führungskräfte, die die gleiche Arbeit in weniger Zeit erledigen als ihre Vollzeit-Kolleg:innen, werden damit für ihre Effizienz bestraft.
  • In tarifgebundenen Unternehmen ist ein Teilzeit-Gehalt für Teilzeitkräfte meistens festgeschrieben. Bei nicht-tariflichen Unternehmen ist das Gehalt in der Regel Verhandlungssache. Wenn ein Vollzeitgehalt bei Teilzeit (mit Vollzeit-Aufgabenspektrum) nicht möglich ist, verhandle das Aufgabenspektrum oder Bonuszahlungen.
  • Vorsicht vor dem „Zahlungsmodell“ „Vollzeit arbeiten – Teilzeit-Bezahlung“: Wenn du als Teilzeit-Führungskraft einen riesigen Berg Überstunden vor dir herschiebst und das nicht weniger wird, solltest du sich auf die Suche nach Alternativen machen.
  • Sei ehrlich zu dir selbst, welches Modell du wirklich anstrebst und mache dir frühzeitig Gedanken, damit du langfristig zufrieden bist.

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Welche Teilzeitmodelle gibt es?

Bevor wir loslegen, ein kurzes Recap in Bezug auf die Teilzeitmodelle, die ich euch hier schon mal vorgestellt habe.

Arbeitsmodelle über 30 Stunden (vollzeitnahe Teilzeit)

Bei Arbeitsmodellen über 30 Stunden, auch vollzeitnahe Teilzeit genannt, wird die Teilzeit durch Effizienzgewinne erzielt. Das heißt die Mitarbeiterinnen oder die Führungskräfte, die in Teilzeit führen, schaffen das meistens dadurch, dass sie einfach effizienter arbeiten als ihre Kolleginnen und Kollegen.

 Das heißt sie

  • machen weniger Pausen,
  • erledige ihre Arbeit generell besser organisiert,
  • nehmen sich weniger Zeit für sich bei der Arbeit,
  • haben weniger soziale Kontakte währen der Arbeitszeit,
  • und haben weniger „Flurgespräche“.

Diese Mitarbeiter:innen machen also in der Regel dieselbe Arbeit wie ihre Vollzeit-Kolleginnen und Kollegen, allerdings in weniger Zeit.

Arbeitsmodelle unter 30 Stunden

Bei Arbeitszeitmodellen unter 30 Stunden gerät dieses Modell der Effizienzsteigerung spätestens an seine Grenzen, je nachdem wie weit weg es von einer Vollzeitstelle von 35 bis 40 Stunden ist. Irgendeines Tages ist Schluss mit der Effizienz, dann ist alles optimiert, was man nur optimieren kann. 

 Spätestens an der Stelle muss man gucken: Von welchen Aufgaben kann die Führungskraft entlastet werden? Was kann vielleicht von anderen übernommen werden?

Ein sehr klassisches Modell, das zum Einsatz kommt sind Jobsharing-Modelle. Denn beim Jobsharing wird die Führungsverantwortung und die Führungsaufgaben mindestens zwei Personen aufgeteilt.

Wie kann sich Führung in Teilzeit auf dein Gehalt auswirken?

Es gibt drei mögliche Modelle wie Teilzeit-Arbeit vergütet werden kann oder welche Fälle eintreten können:

1. Teilzeitarbeit mit anteiligem Gehalt
2. Teilzeitarbeit mit Vollzeit-Gehalt
3. Vollzeit arbeiten bei Teilzeit-Gehalt(!)

Modell 1: Teilzeitarbeit mit anteiligem Gehalt – ein faires Modell?

Beim Thema Vergütung für Teilzeitarbeit ist erstmal der naheliegende Gedanke: Teilzeit heißt automatisch auch anteilige Vergütung. Wenn du in tarifgebundenen Unternehmen arbeitest, dann ist das wahrscheinlich sogar tarifvertraglich festgeschrieben.

Das klingt erstmal total logisch und total fair. Ich werde euch heute erzählen, warum das aus meiner Sicht weder logisch noch fair ist, sondern eigentlich jeder Fall einer genauen Einzelbetrachtung bedarf. Es sollte sowohl die Teilzeit-Führungskraft als auch der Arbeitgeber drüber klar sein, welches Modell angewendet wird und ob das eigentlich sinnvoll ist.

Die größte Schwierigkeit auf die man stößt ist, dass Vergütung in der Regel mit Stunden geleisteter Stundenanzahl gleichgesetzt wird. Wir vergüten also nach Anwesenheit. Dieses Modell macht an vielen Stellen Probleme und kommt meines Erachtens auch immer mehr an seine Grenzen. Beim Thema Teilzeitarbeit wird das besonders deutlich.

Denn gerade bei diesem vollzeitnahen Teilzeit-Modellen leisten die Mitarbeiter:innen ja meistens genauso viel wie ihre Vollzeit-Kolleg:innen. Und bekommen dafür aber im Endeffekt weniger Geld. Das heißt sie werden eigentlich dafür bestraft, dass sie effizienter arbeiten als andere, nämlich dadurch dass sie weniger Gehalt bekommen.

In einem tarifgebundenen Unternehmen ist eine alternative Regelung vielleicht schwierig. Aber mach dir Gedanken, ob dieses Modell wirklich für dich passt oder ob da nicht doch früher oder später die nagende Stimme der Unzufriedenheit kommt und du eigentlich keine Lust darauf hast.

In nicht-tarifgebundenen Unternehmen ist das Gehalt in der Regel Verhandlungssache. Das heißt, dann hast du die Möglichkeit mit deinem Arbeitgeber zu verhandeln und solltest das auch tun.

Modell 2: Teilzeitarbeit mit Vollzeit-Gehalt

Das zweite Modell heißt „Teilzeit arbeiten und Vollzeit bezahlt werden“. Das klingt vielleicht erstmal ein bisschen absurd, ist es aber überhaupt nicht und das ist auch gelebte Praxis in manchen Unternehmen und kann ein sehr faires Modell sein.

Angenommen euer Unternehmen bezahlt euch in Vollzeit, ihr arbeitet aber in Teilzeit. Dann muss der Deal sein: Dieselbe Leistung abliefern, wie jemand der Vollzeit arbeitet. Und das ist dann auch die Erwartung, die euer Unternehmen an euch stellt.

Wenn ihr also so organisiert seid, dass ihr in weniger Zeit die gleiche Arbeit hinbekommt, dann ist es eure Sache und ihr werdet dafür nicht für eure Effizienz „bestraft“. Denn genau das ist es, was bei „Teilzeit arbeiten und anteilig bezahlt werden“ passiert und das macht keinen Sinn.

Also auch hier: Genau hingucken was im Unternehmen die gelebte Kultur ist: Wird Leistung an Arbeitsstunden festgemacht oder geht’s darum was an Ergebnissen rauskommt? Und welches Teilzeit-Zahlungsmodell ist es, welches du anstrebst und das du zu verhandeln suchst?

Damit kommst du nicht immer direkt ans Ziel und bei machen Unternehmen stößt man auf absolutes Unverständnis. Ich glaube aber, dass diese Klarheit für einen selber unglaublich wichtig ist, weil sie sonst früher oder später in einer latenten Unzufriedenheit mündet.

Modell 3: Vollzeit arbeiten bei Teilzeit-Gehalt (Vorsicht!)

Das dritte „Modell“, das in der Praxis leider immer wieder vorkommt, ist: „Vollzeit arbeiten und Teilzeit bezahlt werden“. Es gibt sehr viele Teilzeit-Führungskräfte, die letztendlich Vollzeit arbeiten, sich aber Teilzeit bezahlen lassen und Überstunden-Berge vor sich herschieben.

Da lügen sich wirklich alle Beteiligten in die Tasche! Das macht einfach keinen Sinn. Natürlich können kurzfristig Überstunden entstehen, die man dann wieder abbauen muss und das schadet auch nicht. Aber wenn du 30 Stunden arbeitest und 300 Überstunden, dann funktioniert das Modell einfach nicht.

Da sollte man seinem Arbeitgeber auch sehr klar in die Augen schauen und entweder als Alternative wieder auf Vollzeit aufstocken zum Vollzeitgehalt. Oder gibt die Möglichkeiten den Arbeitsumfang zu reduzieren.

So verhandelst du mit deinem Arbeitgeber über dein Gehalt für Führung in Teilzeit

Aufgaben auslagern: Reduzierte Arbeitszeit, reduziertes Aufgabenspektrum

Wenn du merkst, dass auf der Seite der Vergütung kein Verhandlungsspielraum ist, dann gibt es die Möglichkeit das Aufgabenspektrum anzugreifen. Das ist ein sehr guter Hebel und eine Verhandlungsmasse, die du nutzen und deine Arbeitsbelastung reduzieren kannst.

Das heißt: Die Arbeitszeit wird reduziert, also reduziert sich auch dein Aufgabenspektrum. Die Leitfrage dabei ist: Welche von deinen Aufgaben können auch von anderen Mitarbeiterinnen übernommen werden? Und in welchen Rollen bist du für das Team besonders wertvoll? Dabei geht es übrigens nicht darum, die Führungsverantwortung abzugeben, das behältst du auf jeden Fall!

Variable Vergütungsbestandteile nutzen

In vielen Verträgen gibt es variable Vergütungsbestandteile, Vergünstigungen oder Bonuszahlungen – auch da ist in der Regel nicht festgelegt, dass diese bei Teilzeit reduziert werden müssen. Also guck genau hin, was da euer Unternehmen an Rahmenbedingungen mitbringt und nutze diese Elemente geschickt in deiner Verhandlung.

Überlege dir von Anfang an welchen Weg du gehen willst. Dein Ziel sollte sein, mit deinem Gehalt auch bei Führung in Teilzeit langfristig zufrieden sein zu können. Denn das bist du dir wert!

Ressourcen:

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Johanna Fink

Meine Mission ist es, Führung in Teilzeit vom Mutti-Image zu befreien und zum attraktiven Erfolgsmodell zu machen. Mein Wissen und meine Erfahrungen teile ich in diesem Blog und meinem Podcast 'Führen in Teilzeit'.

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